MT-01 ENTWICKLUNGSGESCHICHTE
Maximum Geschmack anstelle von maximum PS
“Ich kam zu Yamaha, weil sie immer alles anders machen,” sagt Tsuyoshi, Product Planning Manager für den europäischen Markt. “In unserer hektischen Welt haben immer weniger Leute die Zeit ihr Motorrad zu fahren. Mein Traum war es daher eine Sportmaschine für Vollzeitgenuß zu entwickeln,” fährt er fort. “Die Entwicklung von stets mehr PS und stets weniger Gewicht bei Supersportmaschinen ist zwar gut, aber immer mehr Motorradfahrer haben Probleme die passenden Strassenverhältnisse für diese Maschinen zu finden. Deshalb wollten wir als Alternative eine Art Gourmet-Sportmotorrad entwickeln.
“Wir begonnen mit dem Entwickeln und Testen einer sogenannten fahrenden Protomaschine, um alle funktionellen Möglichkeiten unserer Idee zu beurteilen. Die Arbeitsgruppe war sehr positiv und somit testeten wir im zweiten Schritt, was die Kunden über unser neues Konzept dachten: das Tokyoer Showmodell rief Erstaunen hervor und wir erhielten von allen Seiten inspirierendes Feedback. Dies kennzeichnet den Beginn der Entwicklung des Serienmodells.”
Vollzeitvergnügen
“Ein Langhub-Motor ist für dieses Konzept am besten geeignet, weil er bei niedrigen Umdrehungen viel Drehmoment bietet, ein pulsierendes Motorgefühl und eine sehr starke, unmittelbare Drosselungsannahme unter allen Fahrbedingungen. Das kann man bei jedem Fahrstil genießen, von entspannt bis agressiv. Und so wird die Fahrt zum Vollzeitvergnügen, vom Moment in dem man die Garage verläßt bis zu dem Moment, vielleicht drei Stunden später, indem man sein Bike wieder in die Garage rollt: man hat so drei Stunden Vollzeitvergnügen.”
“Das einzige Problem mit einem Langhub-Motordesign ist die Höhe. Nur durch die Verwendung eines Schubstangenventilsystems konnten wir dieses Problem lösen.”
Die Zylinderköpfe sind so niedrig und kompakt: es gibt keine oberen Nockenwellen, die Platz über den Zylindern bräuchten. Dadurch kann man den Motor in den Alurahmen einpassen.
Die dritte Generation grosser Zweizylinder
Als erstes wurde der Motor in seiner Grundform für die Wildstar entwickelt, dann für Yamahas Flaggschiff Power-Cruiser Warrior 1700 mit mehr Leistung ausgestattet. Um jedoch in das sportliche MT-01 Konzept zu passen, überholte Yamaha den Motor vollständig mit drei Hauptzielen:
- Leistungssteigerung
- Deutlich weniger Gewicht
- Mehr Steifigkeit
90 Prozent der Hauptbestandteile des MT-01 Motors sind neu verglichen mit der Warrior.
Leistungssteigerung :
- Das Nockenwellenprofil wurde zwecks hohem Drehmoment und sehr weitem Leistungsband angepaßt
- Die Einspritzdüsen sind mit einem 12-Loch-System ausgestattet (anstelle des üblichen 4-Loch-Systems), was für ein sehr feines Kraftstoffspray und bessere Verbrennung sorgt
- Der Motor ist mit dem von Yamaha patentierten EXUP-System ausgestattet, um maximales Drehmoment zu erreichen. Im EXUP operiert ein Ventil im Abgaskrümmer in Abhängigkeit von der Drehzahl. Für effizienten Auslaß braucht man nämlich bei höheren Drehzahlen einen grösseren Auslaßdurchmesser als bei niedrigeren Drehzahlen. Und genau das regelt das EXUP-System: Es reduziert den Druchmesser bei niedrigen Drehzahlen
- Um das Gewicht so niedrig wie möglich zu halten, ist das System aus Titanium
- Spiegelbildlich zum EXUP reguliert auch beim Luftanzug ein Ventilsystem den Durchmesser der Lufthutze vor dem Luftfilter. Luftzug und Geschwindigkeit der Ansaugung bleiben so auf optimalem Niveau für bestes Ansprechen des Motors
- Zwei Kilos verlor die Kurbelwelle, wiederum für direktes, unmittelbar fühlbares Ansprechen des Motors
- Um der erhöhten Motorleistung trotzen zu können, wurde der Pleuelfußlagerdurchmesser von 53 auf 57 mm vergrössert
- Der Öltank wurde als Motorteil designed. An der Vorderseite platziert, hält der kühle Fahrtwind die Öltemperatur niedrig
- Gewichtsverlust des Motors von 20 Kilogremm
- Die Antriebsachse ist jetzt auf der anderen Seite des Motors
- Auspuff-Schalldämpfer aus Titan
Chassis
“Das Chassis dieser Maschine soll Leistungen erbringen wie das eines Topsport-Bikes,” sagt Tsuyoshi. “Deshalb basieren alle Komponenten auf der neuesten Supersporttechnik: Upside-down Vorderradgabel, verstellbare Federelemente, Brembo Radialbremspumpe, radiale Bremssättel, Schwingenarm à la R1, alles.”
Die Rahmenkonstruktion war ein heißes Thema.
“Wir mußten einen steifen und zugleich leichten Rahmen entwickeln. Aber aus Designgesichtspunkten sollte der Motor dominant sein, wodurch der Rahmen nicht zu korpulent werden durfte. Deshalb verwendeten wir Yamahas CF-Druckgußtechnckgußtechnik.
Nur so hatten wir die nötigen Freiheiten, die Rahmenform unseren Wünschen entsprechend zu entwickeln.”
Diese Technologie bedarf nicht der für traditionelle Rahmen notwendigen grossen Aluminiumscheiben oder Träger. Vielmehr werden im CF-Druckgußverfahren durch ein hohes Vakuumniveau in der Gußform große, komplexe Strukturen mit dünnen Wänden und minimalem Gewicht produziert. Somit kann der Rahmen sehr kompakt und dennoch rigide sein.
“Mit dem Design des Konzeptmodells vor Augen mußte das Fahrgestell hauteng um den Motor verlaufen, was ohne CF-Technik nicht möglich gewesen wäre,” sagt Tsuyoshi voll Überzeugung. Der zweite Vorteil dieser Technik ist, daß es keine Schweißnähte gibt, was dem Rahmen ein makelloses Äußeres verleiht. Der R1-typische Alu-Schwingenarm steht dem Rahmen äußerlich in nichts nach, funktionell sorgt er für Strassenlage auf Topniveau.
“Für den Schwingenarm haben wir bewußt ein anderes Konzept gewählt als beim Tokyoer Showmodell. Jener Schwingenarm war zwar toll designed, aber in der Funktion ein Kompromiß. Das Ziel für MT-01 war kompromißlose Funktion. Deshalb basiert die Schwingenarm-Federelemente-Kombination auf dem neuesten Stand der Supersporttechnik!”
